Warum?
Der lange Abschied

Die Autorin beschreibt ihre traumatischen Erfahrungen als Tochter eines jüdischen Vaters und einer „arischen" Mutter in der Zeit des Nationalsozialismus. Sie bemüht sich, speziell der jungen Generation, die damalige Zeit verständnisvoll zu erklären und nahe zu bringen. In ihrem unpathetischen Stil läßt sie dem Leser Freiräume für die eigenen Vorstellungen. Wenn die Erinnerungen und Gefühle überwältigend werden, wird die Sprache emotionaler ohne aufdringlich zu sein. Das Mädchen Hannelore hat die vielen Demütigungen verarbeitet ohne großen seelischen Schaden zu nehmen.
Ihre Liebe war stärker als der Hass. Sie konnte verzeihen und hat sich ihre Erlebnisse während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft „von der Seele“ geschrieben und „an die Seele“ der Leser gelegt.
Leseprobe:
Ich war jetzt neun Jahre alt. Vom Besuch der höheren Schule wurde ich ausgeschlossen. Meine Mutter versuchte, mich in der Kölner Internatsschule der Ursulinen am Ursula-Platz, unterzubringen. Die Nonnen verhielten sich nicht direkt ablehnend, aber auch nicht gerade hilfsbereit; man wollte sehen, was sich machen ließe.
Die Ursulinen verwehrten mir den Besuch ihrer Schule mit dem Hinweis: „Wenn das bekannt wird, müssen wir mit der Schließung unseres Internats rechnen."
Offenbar waren sie nicht bereit, dieses Risiko einzugehen. Ich war sehr enttäuscht und erlebte einen tiefgreifenden persönlichen Wandel. Die abschlägige Nachricht war mir unverständlich. Warum war es gefährlich, ein kleines, frommes, katholisches Mädchen in eine von katholischen Nonnen geleitete Schule aufzunehmen? Warum? Weil mein Vater jüdischen Glaubens war, aber an den gleichen Gott wie wir glaubte, ihm nur einen anderen Namen gab?
Die Kosmetikerin

Ein Familienroman, in den Hannelore Hausmann vermehrt autobiographische Elemente aus den fünfziger Jahren in Köln hat einfließen lassen.
Spannend wird das ereignisreiche Leben einer jungen und intelligenten Frau erzählt, die mit ihrer heranwachsenden Tochter in ihrer Heimatstadt Köln lebt.
In ihrem Beruf als Kosmetikerin ist sie sehr erfolgreich und führt ein geselliges und zufriedenes Leben, bis traurige Familienereignisse und unbegreifliche menschliche Enttäuschungen sie fast verzweifeln lassen. In dieser tiefen Lebenskrise wird sie zudem noch in einen mysteriösen Todesfall verwickelt. Vergeblich sucht sie nach einem Ausweg.